Was ist Pflanzenkohle?

Das faszinierende Thema Pflanzenkohle hat in Europa seit der Mitte des 20. Jahrhunderts großes Interesse geweckt. Der Auslöser dafür war die (Wieder-)Entdeckung der “Terra preta do indio” im Amazonasgebiet – einer außergewöhnlich fruchtbaren, dunklen Erde. Diese “schwarze Erde der Indianer” entstand über Jahrhunderte durch eine bemerkenswerte Mischung: indigene Völker mischten herkömmliche Erde mit organischen Abfällen wie Asche von ihren Feuerstellen, Küchenresten, verkohlten Pflanzenresten, Knochen, Tierdung und sogar menschlichen Ausscheidungen. Im Laufe der Zeit zersetzten Mikroorganismen und Bodentiere diese Mischung und verwandelten sie in einen extrem nährstoffreichen und humusreichen Boden. Ein wichtiger Bestandteil der “Terra preta do indio” ist Pflanzenkohle, die etwa 20% ihres Volumens ausmacht.

Pflanzenkohle wird heute gezielt aus pflanzlichen Reststoffen hergestellt und in den Boden eingebracht. Hier entfaltet sie mehrere positive Wirkungen: Zum einen verbessert sie die Bodenqualität, indem sie Wasser und Nährstoffe wie ein Schwamm speichert und sie den Pflanzen nach Bedarf zur Verfügung stellt. Zum anderen dient sie als langfristiger Speicher für Kohlenstoff. Denn bei der Herstellung von Pflanzenkohle wird Kohlenstoff aus der Biomasse in einer stabilen Form gebunden, die im Boden über Jahrhunderte bis Jahrtausende erhalten bleibt. Dadurch wird der Kohlenstoff, der ursprünglich als CO2 in der Atmosphäre war und zum Klimawandel beiträgt, dem Kreislauf dauerhaft entzogen – Pflanzenkohle wirkt also als sogenannte Kohlenstoffsenke und kann somit helfen, den Klimawandel zu verlangsamen.

Aufgrund dieser vielversprechenden Eigenschaften – der Verbesserung der Bodengesundheit und der Möglichkeit zur Kohlenstoffspeicherung – wird in den letzten 20 bis 30 Jahren intensiv mit Pflanzenkohle geforscht. Dies geschieht sowohl im geschützten Raum von Gewächshäusern als auch zunehmend in Versuchen auf Äckern und im Freiland, um die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und langfristigen Auswirkungen besser zu verstehen.

Forschungs-gewächshaus

Grundlagenforschung als Voraussetzung für Feldversuche bei Landwirten

  • Gewächshausversuche geben uns die Möglichkeit, auf kleiner Fläche und unter standardisierten Bedingungen, mehr über die Eigenschaften, Wechselwirkungen und Auswirkungen von Pflanzenkohle auf die angepflanzte Kultur und die sie umgebende Erde zu erfahren.

  • Durch Versuchsbedingungen, die möglichst nah an den landwirtschaftlichen Freilandbedingungen liegen, ermöglichen wir Vorhersagen für die Ergebnisse von Feldversuchen in der landwirtschaftlichen Praxis.

    Dafür verwenden wir :

    • Erde von landwirtschaftlichen Flächen, auf denen  Feldversuche stattfinden werden
    • Dasselbe Saatgut wie die Landwirte, von denen wir auch die Erde beziehen
    • Die gleiche Anwendung:  z.B. Oberflächendüngung oder Wurzelapplikation von Dünger und Pflanzenkohle

    Gleichzeitig ermöglicht uns der Versuch im Gewächshaus,  Einflüsse, wie Temperatur, Feuchtigkeit und Lichteffekte zu standardisieren, um diese – im Vergleich zu Freilandversuchen – für bestimmte Effekte ausschließen zu können.

    Sobald sich aussagekräftige Ergebnisse im Gewächshaus zeigen, geht es ab auf das Feld! Können auch hier die Erkenntnisse bestätigt werden? Denn, während im Gewächshaus Temperaturschwankungen, Starkwetterereignisse oder auch Lichtverhältnisänderungen minimiert werden können, haben solche in Freilandbedingungen natürlich einen Einfluss auf die Pflanzenkohle ihren Wechselwirkungen mit Kultur und Boden.

  • Wir haben im Gewächshaus untersucht, wie sich verschiedene Pflanzenkohle-Dünger (Granulat, Pellets) auf Rucola und Lauchzwiebeln auswirken. Pflanzenkohle kann eigentlich gut Wasser und Nährstoffe speichern und den Boden verbessern. Wir wollten wissen, ob das auch so ist, wenn sie zu Dünger verarbeitet wird, und ob wir dadurch weniger Dünger brauchen.

    Was wir gemacht haben:

    Wir haben verschiedene Pflanzenkohle-Dünger verglichen – reine Pflanzenkohle, Granulat und Pellets (mit Rindermist als Bindemittel) sowie einen flüssig behandelten Pflanzenkohle-Dünger. Alle Varianten bekamen die gleiche Menge Stickstoff.

    Was wir bei Rucola beobachtet haben:

    Reine Pflanzenkohle (unbehandelt) zeigte keinen Unterschied zu Töpfen ohne Kohle. Bei den Pflanzenkohle-Düngern gab es sogar weniger Ertrag. Wahrscheinlich lag das an den hohen Temperaturen im Gewächshaus, wodurch der Stickstoff im Dünger schnell freigesetzt wurde und für die Pflanzen schädlich war.

    Was wir bei Lauchzwiebeln beobachtet haben:

    Auch hier zeigte reine Pflanzenkohle keinen Vorteil. Der Boden, den wir verwendet haben, war wohl schon so nährstoffreich, dass zusätzlicher Dünger keinen Mehrertrag brachte. Die organischen Dünger (mit und ohne Pflanzenkohle) führten sogar zu weniger Ertrag, wahrscheinlich aus dem gleichen Grund wie beim Rucola – zu schnelle Freisetzung von Nährstoffen. Pflanzenkohle konnte diesen negativen Effekt etwas mildern.

    Was das bedeutet:

    Unsere Gewächshaus-Versuche haben gezeigt, dass es schwierig ist, hier klare Antworten auf unsere Fragen zu finden. Die Bedingungen im Gewächshaus scheinen die Ergebnisse stark zu beeinflussen. Für genauere Ergebnisse müssen wir uns Freilandversuche ansehen.

  • Wir testen, ob eine hohe Menge Pflanzenkohle im Boden helfen kann, Blühmischungen besser anzusiedeln. Die Idee: Pflanzenkohle “saugt” Nährstoffe auf. Blühmischungen mögen es eher mager, während viele “Unkräuter” fette Böden lieben. Wenn die Pflanzenkohle also Nährstoffe bindet, könnten die Blumen einen Vorteil haben und sich besser durchsetzen.

    Was wir gemessen haben:

    Wir haben verglichen, wie viel Masse die Blühmischung und die “Unkräuter” (die sowieso im Boden waren) auf Flächen mit verschieden viel Pflanzenkohle gebildet haben.

    Ergebnis:

    Eine sehr hohe Menge Pflanzenkohle (60 Tonnen pro Hektar, tief eingearbeitet) hat das Wachstum aller Pflanzen gebremst . Aber: Wenn man den Boden mit Pflanzenkohle vorbereitet und dann erst später die Blühmischung aussät (man spricht von einem “falschen Saatbett”), könnte eine hohe Dosis Pflanzenkohle helfen, weniger “Unkraut” im Blühstreifen zu haben.

    Was das bedeutet:

    Pflanzenkohle könnte ein cleverer Helfer sein, um artenreiche Blühstreifen anzulegen, indem sie das Wachstum unerwünschter Pflanzen unterdrückt.

  • Wir haben untersucht, ob Pflanzenkohle und verschiedene Bodenbedeckungen Tomatenpflanzen helfen können, besser mit Hitze und Trockenheit klarzukommen. Pflanzenkohle soll ja Wasser und Nährstoffe gut speichern können.

    Was wir gemacht haben:

    In einem Folientunnel haben wir Tomaten in einem eher schlechten Boden mit und ohne Pflanzenkohle angebaut. Zusätzlich haben wir verschiedene Arten der Bodenbedeckung getestet: Mulchfolie und eine Gründüngung. Eine Gruppe wurde ohne alles behandelt. Wir haben dann über fünf Monate geschaut, wie die Pflanzen wachsen und wie viele Tomaten sie produzieren.

    Was wir beobachtet haben:

    Pflanzenkohle oder eine Gründüngung haben den Ertrag der Tomaten nicht verbessert. Nur die Mulchfolie zeigte eine leichte Tendenz zu mehr Ertrag, wahrscheinlich weil sie den Boden länger feucht gehalten hat.

    Was das bedeutet:

    In unserem Versuch hat Pflanzenkohle bei Hitze und Trockenheit den Tomaten nicht geholfen. Mulchfolie schien gut für die Feuchtigkeit zu sein, aber Plastik ist schlecht für die Umwelt. Deshalb suchen wir weiter nach umweltfreundlicheren Lösungen, um Gemüse vor extremem Wetter zu schützen.

Feldversuche

Vom Gewächshaus auf das Feld

Pflanzenkohle ist ein wichtiges Werkzeug zur Klimawandelanpassung des Bodens.

Sie wird aber im Gemüsebau bisher kaum eingesetzt, da es an spezifischem Wissen zur Anwendung fehlt. In unserem konkreten Fall geht es dabei um  Wissen zur zielgenauen Applikation von Pflanzenkohle, um sie, ähnlich einer Unterfußdüngung, in geringen Dosen wirkungsvoll einzusetzen.

  • Für Landwirte und Hobbygärtner ist inzwischen ein vielfältiges Sortiment an Pflanzenkohleprodukten verfügbar. Dieses umfasst reine Pflanzenkohle ebenso wie Düngerpellets und fertige Pflanzerden. Die folgenden Produkte sind Gegenstand unserer Projektuntersuchung:

    a) Pflanzenkohle pur (fein, leicht staubend: 0-5 mm oder gesiebt 2-5 mm)

    b) Granulierte Pflanzenkohle mit Stickstoff-, Phosphat-, Kalium-Dünger. Die Form ähnelt einem typischen Granulatdünger, dem Blaukorn, wodurch die Ausbringung mit betriebsüblicher Technik leicht erfolgen kann.

    c) Mit Dünger beladene Pflanzenkohle (körnig, 0,2 – 5 mm, mineralischer Stickstoffdünger mit Harnstoff, Ammonium und Nitrat)

    d) Pellets aus Pflanzenkohle und organischem Dünger, z. B. Schafwolle, Hornmehl oder Kompost

  • Unverarbeitete Pflanzenkohle ist sehr leicht und lässt sich schlecht streuen. Das macht es schwierig, sie optimal auf dem Feld auszubringen, oft nur mit umgebauten Streuern. Betriebe ohne Tiere können sie auch nicht einfach dem Futter oder der Streu beimischen und dann mit dem Mist verteilen. Eine Möglichkeit ist, sie mit Gärresten oder anderen Grünabfällen vom Hof zu mischen. Aber dafür braucht man die passende Technik und genug Grünschnitt zur richtigen Zeit. Um flexibler zu sein, müssen deshalb neue Wege gefunden werden, die Kohle auszubringen.

    Bunte Blattsalate, Brokkoli, Rosenkohl und Grünspargel –  die Palette der in der Region angebauten Gemüsesorten ist lang. Ob Dämme oder Beete, gesetzt oder gesäte, jede Gemüsesorte hat ihre eigenen Anbauspezifikationen, die von jedem Betrieb auf seine eigene Weise umgesetzt wird. Daraus ergibt sich ein von Betrieb zu Betrieb unterschiedlicher Fuhrpark und es müssen verschiedenen Strategien zur Ausbringung und Einarbeitung der Pflanzenkohle(-dünger) gefunden werden.

    – Grobkörnige oder granulierte Pflanzenkohledünger: Beetweise Ausbringung mit modifizierten Kastenstreuer, der größere Volumen aufnehmen kann, um häufiges Nachladen zu reduzieren.

    – Feinkörnige Pflanzenkohle: Breitflächige Ausbringung mit Kalkschneckenstreuer inkl. Staubschutz

    – Pellets mit Kastenstreuer oder Schleuderstreuer

    – Granulierte Pflanzenkohle mit Kastenstreuer oder Schleuderstreuer

    – Jegliche Arten von Pflanzenkohleprodukten: Punktgenaue Ausbringung von Hand auf kleinen Versuchsflächen

    – Untermischen unbeladener Pflanzenkohle in Erntereste und gemeinsames Ausbringen auf dem Feld mit einem Kompoststreuer

    – Hinzufügen der Pflanzenkohle in das Anzuchtsubstrat für Jungpflanzen

  • Unser Projekt hat untersucht, ob der Einsatz von Pflanzenkohle im Gemüseanbau und bei Blühstreifen die Erträge steigern und den Boden verbessern kann. Dabei haben wir uns gefragt: Funktioniert das auch auf unseren meist guten, kalkhaltigen Böden hier in der Region? Und wie sieht es aus, wenn wir nur kleinere Mengen einsetzen, da größere Mengen für viele Landwirte aktuell zu teuer wären?

    Unsere Erwartungen:

    Aus wissenschaftlichen Studien wussten wir, dass eine einmalige Ausbringung von etwa einer Tonne Pflanzenkohle pro Hektar – wie in unserem Projekt geschehen – wahrscheinlich nicht sofort zu deutlich höheren Erträgen führen würde, besonders nicht auf bereits guten Böden. Wir waren aber gespannt, ob wir vielleicht erste Anzeichen einer positiven Entwicklung sehen würden.

    Eine besondere Herausforderung bei der Bewertung des “Mehrertrags” durch Pflanzenkohle ist uns bewusst: In der Landwirtschaft zählt oft nicht jedes einzelne Gramm. Bei der Ernte werden oft nur die größten Pflanzen berücksichtigt, und beim Verkauf von Gemüse geht es oft um Stückzahlen, nicht um das genaue Gewicht. Außerdem ist Gemüse ein Naturprodukt, und nicht jede Pflanze entwickelt sich exakt gleich – selbst wenn alle theoretisch die gleichen Bedingungen haben. Kleine Unterschiede durch die Behandlung mit Pflanzenkohle könnten daher im natürlichen Wachstumsvarianz untergehen.

    Unsere Ergebnisse:

    Nach unseren ersten Versuchen können wir Folgendes festhalten:

    Keine sofortigen Ertragssteigerungen beim Gemüse: In unseren Feldversuchen konnten wir durch die einmalige Anwendung von Pflanzenkohle keine deutlichen Ertragssteigerungen beim Gemüse feststellen. Wir führen das darauf zurück, dass unsere Böden bereits sehr fruchtbar sind und die Landwirte in der Region ihre Düngung und den Pflanzenschutz bereits gut optimiert haben.

    Langfristiges Potenzial für den Boden: Wir gehen weiterhin davon aus, dass Pflanzenkohle langfristig positive Auswirkungen auf den Boden haben kann. Sie könnte die Bodenstruktur verbessern, die Fähigkeit des Bodens, Wasser zu speichern, erhöhen und die Verfügbarkeit von Nährstoffen verbessern. Diese Effekte brauchen aber Zeit und wahrscheinlich auch größere Mengen an Pflanzenkohle, um wirklich sichtbar zu werden.

    Zusammenfassend lässt sich sagen: Unsere ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine einmalige, geringe Menge Pflanzenkohle auf bereits guten Böden nicht sofort zu mehr Gemüse führt. Wir sehen aber weiterhin Potenzial für langfristige Verbesserungen des Bodens und interessante Anwendungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel bei der Anlage von Blühstreifen. Unsere zukünftigen Forschungsfragen werden sich darauf konzentrieren, wie wir die positiven Effekte der Pflanzenkohle langfristig und gezielter nutzen können.

  • Im Rahmen des Projekts sollte unbehandelte (nicht mit Nährstoffen beladene) Pflanzenkohle im Boden von Blühstreifen zur Nährstoffbindung und damit zur Spontanabhagerung eingesetzt werden. Die Böden der Felder sind meist sehr nährstoffreich und die eingesäten Blühpflanzen konkurrieren mit konkurrenzstarken, nährstoffliebenden Ackerunkräutern. Um den eingesäten Arten einen besseren Start zu bieten, wird unbeladene Pflanzenkohle in großen Mengen auf die Blühfläche gebracht. Es soll untersucht werden, welche Auswirkung dies auf das Pflanzenwachstum der Pflanzen der Blühmischung und der Ackerunkräuter und die Biodiversität der Insekten hat.

    Durch die Pflanzenkohle werden Nährstoffe gebunden, dies wirkt sich sowohl direkt auf die Pflanzen (z. B. Unkrautdruck, ggf. geringere Folgeverunkrautung) als auch indirekt (z. B. lichtere Vegetation im Blühstreifen) auf die Insekten aus.

    Die geringe Dichte von Pflanzenkohle macht es aufwendig, größere Mengen (bis zu 20 t/ha) auf die Felder zu bringen. Im Jahr 2023 konnten wir daher nur wenige Blühstreifen anlegen, und das teils mit viel Handarbeit. Unterschiede im Pflanzenwachstum waren nicht erkennbar, was wahrscheinlich an der unterschiedlichen Vorbehandlung der Flächen lag. Zudem gehen wir davon aus, dass die anhaltende Trockenheit im Frühjahr, kurz nach der Aussaat der Blühstreifen, die Wirkung der Pflanzenkohle beeinträchtigt hat. Ohne ausreichend Feuchtigkeit konnte sie die Nährstoffe im Boden offenbar nicht binden.

    Interessanterweise zeigten Versuche mit Blühmischungen und Pflanzenkohle im Gewächshaus, dass eine sehr hohe Menge Pflanzenkohle zwar das allgemeine Pflanzenwachstum reduzierte, aber in Kombination mit einer speziellen Bodenvorbereitung dazu beitragen kann, dass sich weniger unerwünschte “Unkräuter” ansiedeln und die Blühmischung besser zur Geltung kommt.

    Es lohnt sich also, diesen Ansatz auch auf dem Feld weiter zu verfolgen.

  • Blühstreifen sind eine etablierte Maßnahme im Gemüsebau. Meist werden sie für eine Saison angelegt und im Spätsommer/Herbst wieder umgebrochen. So wird über den Sommer ein zeitlich begrenztes, meist aus Kulturarten bestehendes Nektar- und Pollenangebot geschaffen. Mehrjährigen Blühflächen (3-5 Jahre Standzeit) wird generell eine höhere ökologische Wertigkeit zugesprochen, da sie nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter einen Platz für Tiere bieten und meist heimische Wildpflanzenarten beinhalten. Zudem kann über die längere Bodenruhe Humus aufgebaut und somit CO2 der Atmosphäre entzogen werden.

    Kurze Kulturstandzeiten und Pachtverträge, intensive Bearbeitung und eine möglich Erhöhung des Schädlingsdrucks (z. B. Mäuse, Unkräuter und Schnecken) spielen bei der Abwägung, ob ein- oder mehrjährig, eine bedeutende Rolle. Im Rahmen des Projekts haben wir zusammen mit den Landwirten erörtert, welche Voraussetzungen es bräuchte, damit mehrjährige Blühstreifen in Frage kommen.

    Wichtige Voraussetzungen sind:

    Finanzielle Unterstützung: Staatliche Förderungen müssen erhöht werden, um den wirtschaftlichen Verlust durch den Verzicht auf Anbauflächen zu kompensieren. ​ Hohe Pachtpreise und die fehlende Zahlungsbereitschaft der Verbraucher erschweren die Umsetzung.

    Langfristige Flächensicherung: Da viele Betriebe auf Pachtflächen arbeiten, müssen Lösungen für die langfristige Nutzung von Flächen gefunden werden, um die Anlage mehrjähriger Blühflächen zu ermöglichen. ​

    Bewusstseinsbildung bei Verbrauchern: Um die wirtschaftliche Attraktivität ökologisch nachhaltiger Produktionsweisen zu erhöhen, ist die Zahlungsbereitschaft von Verbrauchern und Handel für diese Produkte entscheidend. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Kommunikation der Vorteile von Nützlingen im natürlichen Pflanzenschutz. Es muss verdeutlicht werden, dass ihr Vorhandensein im Gemüse kein Mangel, sondern ein Zeichen für eine umweltfreundliche Anbaumethode ist.

  • Viele Nützlinge, wie Florfliegen, Schlupfwespen und Schwebfliegen brauchen vor allem als ausgewachsenes Tier Nektar und Pollen, um zu fliegen und sich erfolgreich zu vermehren. Als Larve ernähren sie sich von allerlei unliebsamen Krabbeltieren, wie den Läusen oder Raupen von Schadschmetterlingen. Um die natürlichen Feinde der Schädlinge zu unterstützen und chemische Pflanzenschutzmittel einzusparen, können Blühstreifen in der sonst sehr blütenarmen Agrarlandschaft durch ein reiches Angebot an Nektar helfen.

Intradisziplinärer Austausch

Workshop zur Halbzeit unseres Projekts

In einem intradisziplinären Workshop mit externen, unsere Forschungsthemen betreffenden Experten, haben wir über zwei Tage hinweg unsere Forschungs- und praktische Arbeit reflektiert.

Am ersten Tag besichtigten wir den Lindenhof und den Demeterhof Witt in der Umgebung von Offenburg und bekamen anschaulich gezeigt und erklärt, wie sie Pflanzenkohlen und Blühstreifen für die Unterstützung der Biodiversität einsetzen. Wir bekamen neue Perspektiven zur Vielfältigkeit der Pflanzenkohlenutzung in der Landwirtschaft und im Gemüsebau. Am zweiten Tag trafen wir uns im Besprechungsraum der Edeka Südwest in Offenburg, um inhaltlich die Erfahrungen der 2023 durchgeführten Versuche zu reflektieren, die Versuche des Projektjahres 2024 zu besprechen und die herausfordernden Themen, nämlich Ausbringung der Pflanzenkohle, Wechselwirkungen von Pflanzenkohle und Pflanzenschutzmitteln, Umsetzung von mehrjährigen Blühstreifen und die Erhebung und Zusammenstellung von Daten zur Nutzung von Pflanzenkohle im Gemüsebau, um praxisorientierte, leicht verfügbare Handlungsempfehlungen anbieten zu können.

Wie geht unser interdisziplinärer Austausch nach dem Projekt weiter? – Knowledge Hub

Der Knowledge Hub, der im Projekt PK-BiG-HSO entwickelt wurde, ist ein Prototyp für eine Wissensaustausch- und Vernetzungsplattform für Akteure rund um das Thema Pflanzenkohle im Gemüsebau.

Was der Knowledge Hub kann (aktueller Stand):

Er soll Informationen und Ergebnisse aus dem Projekt PK-BiG-HSO zugänglich machen.

Er soll Beispiele für die Anwendung von Pflanzenkohle in der landwirtschaftlichen Praxis bieten, sowohl erfolgreiche als auch weniger erfolgreiche.

Er soll eine Anlaufstelle sein, um Expertenwissen zum Thema Pflanzenkohle zu finden.

Durch den Austausch von Informationen soll er dazu beitragen, dass verschiedene Akteure voneinander lernen und die Anwendung von Pflanzenkohle optimiert werden kann.

Der Prototyp ist so angelegt, dass verschiedene Akteure aus dem Pflanzenkohle-Umfeld Informationen einstellen können.

Wohin der Knowledge Hub entwickelt werden soll (zukünftige Vision):

Die ursprüngliche Idee war eine Citizen Science Plattform, bei der Gemüsebauern ihre Erfahrungen mit Pflanzenkohle-Versuchen dokumentieren und teilen. Da die Gemüsebauern im Projekt jedoch signalisiert haben, dass sie eher Informationen suchen als selbst aktiv zu dokumentieren, wurde der Ansatz überdacht.

Die zukünftige Entwicklung des Knowledge Hub zielt darauf ab, ihn zu einer umfassenden Informationsquelle und einem zentralen Netzwerk für die gesamte Pflanzenkohle-Community, dem Biochar Action Hub zu machen. Die Erwartungen an die Weiterentwicklung sind:

Nicht nur Gemüsebauern, sondern auch andere interessierte Akteure (z.B. aus Pflanzenkohle-Herstellern, Anlagen-Projektierer,  Handel, Produzenten, Kommunen, Kreditinstitute) sollen einen Mehrwert aus der Plattform ziehen.

Durch die Einbindung vieler verschiedener Stakeholder soll ein breites Spektrum an Informationen und Perspektiven zusammengetragen werden.

Es soll ein Anreiz geschaffen werden, dass Nutzer aktiv Inhalte einstellen und sich austauschen.

Der Knowledge Hub soll zu einem dauerhaften Instrument für den Wissensaustausch und die Verbreitung von Informationen über die Anwendung von Pflanzenkohle werden.

Der Knowledge Hub soll von einem anfänglichen Prototyp für den projektspezifischen Wissensaustausch zu einer zentralen, dynamischen und von der Community getragenen Plattform für Wissen und Vernetzung rund um die Anwendung von Pflanzenkohle wachsen. Ziel ist es, den niederschwelligen Zugang zu Informationen zu erleichtern und so die Akzeptanz und erfolgreiche Anwendung von Pflanzenkohle in der Praxis zu fördern.