Case Study
Unbehandelte Pflanzenkohle mit separater Düngung vs. Pflanzenkohle-basierter Düngung im Rucola
Fragestellung
& Eckdaten
Gemüsebau Huber
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Deutschland
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Der Einsatz eines kommerziellen pflanzenkohlebasierten Düngers (Carbuna AHC) sollte im Rucola getestet werden: Kann Carbuna AHC als alleiniger Dünger eingesetzt werden? Zum Vergleich wurde eine pure Pflanzenkohle in Kombination mit der betriebsüblichen Düngung eingesetzt. Beide Varianten wurden direkt mit der betriebsüblichen, mineralischen Düngung verglichen. Neben dem Ertrag wurde auch der Aufwuchs an Beikräutern und der Nitratgehalt des Rucolas bestimmt.
Pflanzkultur
Rucola “Bologna” und “Herakles”
Das habe ich gemacht
Es wurde der pflanzenkohlebasierte Dünger AHC von der Firma Carbuna sowie die körnige Pflanzenkohle (3-5 mm) der Firma Carbex beschafft. Die Ausbringung erfolgte beetweise mit einem betriebseigenen Kastenstreuer der Firma Rauch. Rauch hat dafür eine Anpassung der Software bereitgestellt, um die höheren Ausbringvolumen bei der geringen Schüttdichte realisieren zu können. Der Behälter des Streuers wurde vergrößert, um mehr Pflanzenkohle auf dem Feld transportieren zu können.
Nach der Ausbringung wurden die Materialien betriebsüblich in die oberen 5 cm eingearbeitet. Es wurde betriebsüblicher Pflanzenschutz betrieben, u.a. mit dem Herbizid Napropamid. Die Aussaat erfolgte am 04.05.2023, die Ernte am 08.06.2023.
Das war mein
Set Up
Versuchsansätze
Es wurden 14 Beete angelegt, davon zehn mit der Sorte „Bologna“ (fünf Kontrollen, drei kombinierte Anwendungen von Carbex mit Dünger und zwei Beete mit AHC). In weitere vier Beete (je eine Kontrolle und kombinierte Anwendung, zwei Beete mit AHC) wurde „Herakles“ gesät. Die Pflanzenkohle-Produkte wurden direkt vor der Saat in den Boden gegeben. Die Witterung war u.a. wegen mehrerer Starkregenereignisse nicht ideal für Rucola.
Das habe ich gemessen
In jedem Beet wurde vor der Ernte an drei Stellen eine zufällig gewählte Parzelle (0.25 m x 0.25 m) für die Bestimmung des Flächenertrags geerntet. Die Biomasse wurde in Rucola und Beikräuter kategorisiert. Der Rucola wurde vom Labor Wagemann auf Nitrat untersucht. Die hier gezeigte Auswertung erfolgte über alle 14 Beete, d.h. ohne Berücksichtigung der Rucolasorte.
Das kam heraus
Obwohl die Anwendung von Pflanzenkohle keine signifikanten Auswirkungen auf den Ertrag hatte, zeigte sich eine Tendenz zu geringeren Erträgen bei gleichzeitig niedrigeren Nitratgehalten im Rucola. Dieser Effekt war besonders deutlich bei der Verwendung von Carbuna AHC. Die Anwendung reiner Pflanzenkohle führte jedoch zu einer deutlichen Zunahme der Verunkrautung, wobei sich der Anteil der Beikräuter an der Gesamtbiomasse vervierfachte.
Das habe ich gelernt
Das mache ich wieder so
Die zeitnahe Anwendung von unbehandelter Pflanzenkohle und Pflanzenschutzmitteln kann zu Wechselwirkungen führen. Daher scheint ein pflanzenkohlehaltiger Dünger oder jede andere Form der Ausbringung von Pflanzenkohle besser, wenn damit die Pflanzenkohle schon vor der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln mit der Bodenlösung gesättigt ist.
Die Anwendung von Pflanzenkohle kann möglicherweise helfen, den Nitratgehalt im Rucola zu reduzieren. Dies müsste jedoch über eine längere Zeit beobachtet werden und bestätigt werden. Auch ist zu prüfen, ob der Effekt relevant ist. Das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat für 87 Proben Rucola Nitratgehalte im Bereich von 456-7776 mg kg-1ermittelt[1]. Der Grenzwert liegt bei Ernte zwischen dem 1. April und dem 30. September bei 6000 mg kg-1, sonst bei 7000 mg kg-1. Der höchste Einzelmesswert in der Kontrolle lag nur 5% unter dem Grenzwert (5704 mg kg-1), sodass ein reduzierender Beitrag der Pflanzenkohle durchaus hilfreich sein kann.
Das mache ich beim nächsten Mal anders
Bereits mit Nährstoffen gesättigte Pflanzenkohle scheint weniger mit Pflanzenschutzmitteln zu interagieren. Pure Pflanzenkohle sollte nicht mehr direkt vor der Kultur angewendet werden.
Versuche mit weiteren Pflanzenkohleprodukten sollten auf der gleichen Fläche stattfinden, um zu lernen in wie weit sich die Effekte akkumulieren.
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